Wie die Stadt sich ihre Gettos baut

Am Samstag war in Steilshoop die alljährliche Demonstration gegen Nazis. Darüber will ich hier aber gar nicht schreiben — das habe ich schon dort drüben getan.

Worum es mir eigentlich geht ist, wie Stadtteile wie diese ihrer Situation überlassen werden. Ja, es wirkt so, als würde die Politik diesen Stadtteil, in dem über die Hälfte aller Wohnungen Sozialwohnungen sind, absichtlich als Getto halten wollen anstatt den Menschen die Chance zu geben, sich täglich in annehmbarer Zeit in andere Teile der Stadt zu bewegen, sei es zur Erwerbstätigkeit oder auch zur Freizeitgestaltung.

Steilshoop hat keine Anbindung an das Hamburger U-Bahnnetz. Die einzige Anbindung ans System erfolgt über drei Buslinien an die umliegenden U- und S-Bahnhöfe, die alle mehrere Kilometer weit entfernt sind. Und der Hamburger Senat findet das okay so. Natürlich soll auch hier das Busbeschleunigungskonzept umgesetzt werden, wie sinnlos dieses ist steht aber auch seit der Bekanntgabe außer Frage.

Die fehlende Anbindung wirkt umso grotesker wenn man sich ansieht, welche Stadtteile in Hamburg mit einer ähnlichen Einwohnerzahl einen eigenen Bahnhof haben. Zum Beispiel Poppenbüttel mit nur 3.000 Einwohnern mehr dient als Endpunkt der S1. Und Großhansdorf mit nur ca. 9.000 Einwohnern, also 10.000 weniger Leuten als in Steilshoop, bekam einst einen eigenen U-Bahnhof.

Alleine ist Steilshoop mit der fehlenden Verkehrsanbindung und den leeren Versprechungen aus der Zeit in der die Großwohnsiedlungen gebaut wurden jedoch nicht: Auch dem Osdorfer Born, eine weitere Plattenbau-Großsiedlung, wurde einst eine Anbindung versprochen. Natürlich wird auch hier ein wenig Geld aus dem Busbeschleunigungsprogramm gelassen, jedoch wird selbst dabei an einer wirklichen Verbesserung des vorhandenen Systems gespart.

Im Hinblick auf die Erschließung der HafenCity mit der U4 für schlappe 323,6 Millionen Euro wirkt das Zurückhalten des Baus von U-Bahnen in Randstadtteile, die es nötig hätten, in denen man nicht in bis zu 42 Metern tiefe im teuren und aufwendigen Schildvortriebverfahren einen Tunnel bohren müsste, sondern kostengünstig die Gleise einfach unter schon vorhandene große Straßen legen könnte, vom Hamburger Senat gewollt.

Und trotzdem lässt die SPD, die dort draußen mitten in der Stadt fast 60% der Stimmen bekommen hat und sich trotzdem nicht weiter darum kümmert, fleißig ihre Fahnen schwingen. Ich weiß nicht wie es euch damit geht, aber zumindestens mir wäre spätestens das doch ziemlich peinlich.

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