Nachdem die Fanboys Mitte März Pläne der Telekom, Volumendrosselungen für Festnetzanschlüsse einzuführen, veröffentlichten, hat diese das Werk soeben vollbracht.
Dass eine derartige Drosselung doof ist, ist ja vermutlich unumstritten, nachdem wir innerhalb der letzten zwölf Jahre so viele Katzenbilder geklickt haben wie wir wollten, und dabei offensichtlich keiner der großen Telekommunikationsanbieter sich in die Insolvenz gefahren hat. Nein, es wurden sogar immer mehr gegründet.
Sonderlich glaubwürdig kommt die Argumentation für die Einführung der Drosselungen auch nicht herüber: Die Telekom ist TIER 1 Backbone-Betreiber was letztendlich bedeutet, dass sie in den meisten Fällen von anderen Netzwerkbetreibern sogar Geld dafür bekommt, das diese sich ans Telekom-Netzwerk anschließen. Des Weiteren sind die Traffickosten innerhalb der letzten Jahre auch stätig gefallen, selbst bei nicht ansatzweise so großen Netzwerk-Betreibern wie Hetzner kostet das Terabyte nur 6,90€, die Telekom dürfte jedoch Preise haben, die weit darunter liegen. Ein DSL-16000-Anschluss kann im Monat bei ständiger Auslastung maximal ca. 5 Terabyte an Traffic verursachen, ein 6000er-Anschluss hingegen ca. 2 Terabyte. Das macht so aber kaum jemand. Da geht die Mischkalkulation doch sogar ohne größere Schmerzen für alle beteiligten auf.
Dass der Aufbau eines modernen Glasfasernetzes nicht unbezahlbar teuer sein kann hat sich auch spätestens durch das Entstehen von wilhelm.tel, SWN, M-net, NetCologne und co. gezeigt.
Die Drosselung an sich ist aber eigentlich gar nicht das Problem an dem neuen Geschäftsmodell der Telekom. Das Problem ist der Verstoß gegen jegliche Grundsätze der Netzneutralität.
Grundsätzlich werden die Daten nach dem Schema a <> b <> c
übertragen. b ist dabei die dritte Partei. Und wenn diese Traffic bevorzugt, benachteiligt oder verändert, zählt das als Bruch der Netzneutralität.
Wir kennen das bereits bereits seit Jahren von den Mobilfunkanbietern: Einfacher HTTP-Traffic ist gestattet, Telefonie, p2p und so weiter werden aber blockiert. Das ist nicht in Ordnung, auch nicht, wenn die gesperrten Dienste gegen zusätzliches Geld „freischaltbar“ sind. Die Digitale Gesellschaft erklärt gut, warum das so verboten gehört.
Und in letzterem Segment ist die Telekom jetzt unterwegs, sowohl mit T-Mobile als auch mit den DSL-Anschlüssen. Allerdings nicht so lasch wie Vodafone.
Nein.
Die Telekom bevorzugt lieber gleich einzelne Anbieter gegenüber anderen. Im T-Mobile-Netz wird Traffic der durch Spotify entsteht nicht vom Datenvolumen abgezogen. Traffic an andere Anbieter wie Simfy oder rd.io hingegen wird entsprechend dem Volumen abgerechnet und gedrosselt. Das selbe Spiel folgt nun mit den DSL-Anschlüssen: Traffic der in das interne Netz der Telekom für die Zusatzdienstleistung Entertain gesendet wird, wird im Gegensatz zum Traffic der in das davon logisch getrennte Netz ins Internet gesendet wird nicht gedrosselt.
Wir sind jetzt an dem Punkt angekommen, wo unser allseits geliebtes Internet, in dem man einfach seine Idee, sein Unternehmen anfangen konnte, in ein Internet mit mindestens 2 Klassen übergeht. Und das ist inakzeptabel, egal wie gerne ihr Spotify habt. Und das ist auch das Problem an den neuen Telekom-Tarifen; Die Drosselung wäre dabei das kleinere Problem, würde sie für alles gelten. Ihr wollt das so nicht. Stellt euch vor, die Telekom stellt demnächst die ausreichend schnelle Übertragung (abgesehen von den eh schon vorhandenen Problemen) von YouTube-Videos komplett ein, Vimeo hingegen funktioniert aber weiterhin einwandfrei. Oder eure 1&1 E-Mail-Postfächer sind nicht mehr zu erreichen, weil ihr ja auch T-Online dafür nutzen könntet.
Natürlich ist das alles kein Problem, gegen ein bisschen Extra-Geld an die Telekom laufen wieder alle Dienste problemlos und nicht nur die Auslese, mit denen die Telekom sich ihren Obolus obendrauf verdienen kann.
Nein, das sollte wirklich niemand wollen, außer die Telekom.
Was jetzt zu tun ist, damit nicht alle anderen Anbieter die Vorlage nutzen und nachziehen, hat Stephan Urbach schon vor einiger Zeit kurz und knapp zusammengefasst. Weitere interessante Informationen zu dem Thema befinden sich hier: